Wiederaufbau nach dem Krieg | |||
Nach dem 2. Weltkrieg mußte der Verein zum zweiten Mal nach einem Krieg wieder aufgebaut werden. Erhardt Bleyer hatte wiederum maßgeblichen Anteil daran. Er baute eine neue Mannschaft auf, die schon wenige Jahre später um die oberfränkische Meisterschaft in Bamberg kämpfte. Dabei ergab sich, daß kurzfristig ein Mannschaftsmitglied ausfiel. Kurz entschlossen sprang Bleyer, damals 48 Jahre alt, ein und besiegte den amtierenden bayerischen Mittelgewichtsmeister Erich Serr klar mit 24 : 6 Punkten. Der Verein hatte seinerzeit aus der Jugend großen Zulauf. 1948 wurde die erste Mannschaft mit Gerhardt Bleyer, Herbert Lucas, Kuno Lang, Heinz Olischer, Walter Rockelmann, Herbert Schrader, Alfred Fischer und Hans Jahn Bayerischer Mannschaftsmeister! 1952 verstarb Arno Koch sen., langjähriger verdienstvoller 1. Vorsitzender und Adam Fickenscher wurde sein Nachfolger.
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Die Ära
Heller Dann kam die große Zeit von Heinz Heller. 1944, mitten im Krieg stieß er zum ASV, der damals nur eine Jugendstaffel stellen konnte. 1949 wechselte das hoffnungsvolle Talent ins Seniorenlager, gewann für den ASV Kampf um Kampf und qualifizierte sich 1953 als frischgebackener Bayerischer Meister erstmals für die deutschen Titelkämpfe in der Leichtgewichtsklasse, wo er einen 13. Platz belegte. Das Jahr darauf erlebte die gesamtdeutsche Konkurrenz - Bundesrepublik und DDR ermittelten 1954 zum letztenmal gemeinsam ihre Meister - im Schwarzwaldstädtchen Hornberg einen anderen Heinz Heller. Gut vorbereitet und in Bombenform warf der noch unbekannte, aber ehrgeizige ASV-ler sieben Eliteringer auf die Schultern. Nur Titelverteidiger Kern konnte noch gefährlich werden. Aber auch dieser fand gegen die meisterhafte Technik Hellers kein wirksames Mittel. Heinz Heller wurde gesamtdeutscher Meister |
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Tags darauf empfingen
tausende Hofer den neuen deutschen Titelträger vor dem Rathaus in Hof. Die Fahrt dorthin
war ein einziger Triumphzug. Nach dem Heller bei weiteren Turnieren bewiesen hatte, daß er
Deutschlands Nummer eins war, galt er bei den Ausscheidungskämpfen für die
Weltmeisterschaft 1955 auch als großer Favorit. Die sachverständigen Zuschauer in der
Ringerhochburg Bad Reichenhall waren begeistert: Heller feierte acht Schultersiege.
Experten an der Matte verglichen den Hofer mit dem legendären Bubi Ehrl, dem zweifachen
Olympiasieger und Europameister aus München. "Heller ist technisch der beste Ringer
Deutschlands" lobte damals Bundestrainer Földeak. Die Weltmeisterschaftsfahrkarte
schien Heinz Heller so gut wie sicher.
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Ringerstaffel 1952
Von links: Fritz Fleischhauer, Hans Seiler, Herbert Schrader, Kuno Lang, Martin Merz, Heinz Heller, Herbert Lucas, Hans Wolfrum und Vorsitzender Heinrich Künzel |
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1955: Deutsche Meisterschaften in Hof |
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Ein paar Wochen später stand Hof Kopf:
Deutsche Ringermeisterschaften in der Freiheitshalle mit Heinz Heller als hohem Favoriten.
Viertausend Zuschauer, darunter viele Freunde und Bekannte Hellers, waren felsenfest davon
überzeugt, daß "der Heinz" in seiner Heimatstadt seine zweite deutsche
Meisterschaft erringen würde.
Zunächst
lief auch alles nach Plan. Der Hofer, der große Spezialist im Standringen, schulterte
seine Kontrahenten nach Belieben. Im entscheidenden Kampf traf er dann auf den
Aschaffenburger Schmittner, kein perfekter Techniker, aber einer, der alle taktischen
Möglichkeiten ausschöpfte. Defensive lautete die Devise Schmittners, dem ein in der
Bodenlage errungener Punkt zum Titel reichte. Gnadenlos pfiffen die Zuschauer im
Hexenkessel der Freiheitshalle den Berliner Kampfrichter aus, der Schmittners Passivität
auf der Matte "übersah".
Der Bundestrainer setzte prompt noch eine
WM-Qualifikation an, die Schmittner in Aalen wieder
knapp nach Punkten gewann. Daß sein Kontrahent bei der Weltmeisterschaft dann sang- und
klanglos unterging, war für den enttäuschten Hofer keine Genugtuung. Er feierte noch
viele schöne Erfolge. Da waren die spannenden Oberliga-Kämpfe mit dem ASV Hof gegen Bad
Reichenhall, Neuaubing und den KSV Bamberg, da waren vor allem die Länderkämpfe in der
Hofer Freiheitshalle gegen die starken Staffeln aus Frankreich und der Türkei.
Ausgerechnet vor eigenem Publikum fand der ASV-Ringer seine Meister.
Gegen den französischen Weltklasse-mann Bielle verlor Heller nur knapp nach Punkten und
auch gegen den starken Türken mußte er in der ausverkauften Hofer Freiheitshalle eine
knappe Niederlage quittieren. Insgesamt stand Heinz Heller viermal in der deutschen
Nationalmannschaft. Erhard Bleyer war dennoch überzeugt, daß Heller Europas bester
Ringer gewesen wäre, wenn die Regeln von heute auch damals gegolten hätten. Damals
mußte jeder Ringer drei von insgesamt 15 Minuten Kampfzeit in die Bodenlage, die dem
Hofer überhaupt nicht behagte. Diese für ihn lästige Pflichtübung wurde erst
abgeschafft, als er seine besten Jahre schon hinter sich hatte. Heller beendete seine
Sportkarriere mit 38, nachdem berufliche Gründe ihm kaum noch regelmäßiges Training
erlaubten.
Nicht viel weniger erfolgreich waren seine Mannschaftskameraden. Klaus Bauer wurde 1956 Deutscher Jugend-Vize-Meister im Halbschwergewicht und war mehrfach Bayernmeister, Erwin Gollner wurde im gleichen Jahr zweifacher Bayerischer Meister der Jugend im Fliegengewicht, Rudolf Deeg wurde in den Jahren 1956 bis 1959 mehrfacher Bayerischer Meister im Fliegengewicht der Jugend und Senioren. Die Brüder Günther und Werner Rauh waren wichtige Stützen der Hofer Mannschaft.
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Martin Merz, der ewige Sportler | |||
Neben
Heinz Heller konnte auch Martin Merz große Erfolge feiern. 1946, als 15jähriger zum ASV
gestoßen, erlebte er zunächst den Wiederaufbau des Vereins mit und war in der Folgezeit
zusammen mit Heinz Heller und Erhardt Bleyer eine der treibenden Kräfte. Im Gegensatz zu
Heller war Martin Merz ein ausgesprochener Freistilspezialist, der seine Stärken vor
allem im Bodenkampf hatte. In seiner Gewichtsklasse, dem Weltergewicht, hatte er sich
stets mit seinem alten Rivalen und Freund, dem mehrfachen Deutschen Meister Heribert
Hofmann aus Lichtenfels auseinanderzusetzen. Dennoch wurde er 1958 Bayerischer Meister.
Den Deutschen Meistertitel verfehlte er nur knapp. Bei der deutschen Meisterschaft in
Aschaffenburg wurde er mit Chancen auf den Titel Vierter. Wie wertvoll Martin Merz als
Mannschaftsringer für den ASV war, stellte er mit vielen Siegen in den Verbandskämpfen
unter Beweis. Beim "Interzonenvergleichskampf" im Jahre 1957 des ASV Hof beim SC
Motor Jena besiegte er den Olympia-Neunten von Melbourne Alfred Tischendorf in souveräner
Manier und als im gleichen Jahr eine verstärkte ASV-Staffel gegen den CSR-Meister Slavoj
Jatky Prag im überfüllten Schützenhaus-Saal antrat, errang er mit dem Lichtenfelser
Heribert Hofmann die einzigen Punkte für Hof. Er trotzte dem um 18 Pfund schwereren Karel
Soucek, Mitglied der CSR-Nationalmannschaft, im Mittelgewicht ein Unentschieden ab. Erst
1972 beendete Martin Merz im Alter von 41 Jahren (!) seine Karriere, nachdem er mit der
Mannschaft den Wiederaufstieg in die Bayernliga geschafft hatte. Seine körperliche
Fitneß hat er bis heute behalten. Einmal wöchentlich kommt der Martin noch immer zum
Training, um sich durch Sport mit Jüngeren fit zu halten.1958 gab es einen
Führungswechsel im Verein. 1. Vorsitzender Adam Fickenscher trat zurück und Christian
Greim übernahm das Vereinsgeschehen. 2. Vorsitzender ist zu jener Zeit Walter Bleyer,
technischer Leiter Erhard Bleyer.
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Ringerhochburg Hof | |||
Daß Hof bereits in den 50er Jahren eine Ringerhochburg war, zeigen die Länderkämpfe in den Jahren 1955 und 1956 gegen Jugoslawien, Frankreich und die Türkei in der mit jeweils über 4.000 Zuschauern gefüllten Freiheitshalle. Die 1. Ringermannschaft des ASV wurde in der Saison 1956/57 Nordbayerischer Mannschaftsmeister und stieg in die Oberliga auf. Zwar mußte die Mannschaft 1960 wieder absteigen, wird aber ein Jahr später Meister in der Gruppenliga Nordbayern. | |||
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Meistermannschaft 1956/57
Von Links: R.Deeg, E.Gollner, H.Heller, M. Merz, R.Meinhardt, U.Bauer, G.Rauh, W.Rauh, E.Bleyer
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Heinz Gebhardt, der Mattenfuchs In dieser Zeit reifte Heinz Gebhardt heran, der in der Schüler und Jugend alle bayerischen Meistertitel erkämpfte und 1960 im Fliegengewicht bei den Deutschen Jugendmeisterschaften den 2. Platz belegte. Bei den Bayerischen Seniorenmeisterschaften errang er 5 mal den Meistertitel. 1963 wurde er bei der Deutschen Meisterschaft 4.Sieger und 1965 erkämpfte er sich bei der Deutschen Meisterschaft einen hervorragenden 3. Platz im Federgewicht. |
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Olympiaausscheidungskämpfe |
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1964 wurde dem Athletiksportverein die ehrenvolle Aufgabe übertragen, die Ringerausscheidungskämpfe im klassischen Stil zwischen Westdeutschland und Ostdeutschland zur Bildung einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft für Tokio auszurichten. Wieder mit dabei war der legendäre Wilfried Dietrich, Gold- und Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 im Schwergewicht. In Tokio mußte der "Kran von Schifferstadt" verletzungsbedingt gegen den späteren Sieger aufgeben und mit der Bronzemedaille zufrieden sein. Doch die Kämpfe in der Freiheitshalle waren immer ein Zuschauermagnet. 1966/67 übergibt Erhard Bleyer aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als technischer Leiter an Willi Schläger und Gerhard Reichelt löst Walter Bleyer als 2. Vorsitzenden ab. Aber Erhardt und Walter Bleyer stehen dem Verein weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. 1969 löst Herbert Dorsch Willy Greßmann als Hauptkassier ab, der dieses Amt bereits seit dem Jahre 1925 (!) begleitete. |